Die Mitglieder des KLV St. Gallen sprechen sich bezüglich Beurteilung dafür aus, dass das Zeugnis für den Zyklus 1 zukünftig ohne Noten gestaltet wird. Der Aufwand für ein Zeugnis ohne Noten darf allerdings nicht zunehmen und die Inhalte sollten sich an kantonalen Vorgaben orientieren.
Der KLV St. Gallen stellt sich in der Sonderpädagogik hinter den Grundsatz «So viel Integration wie möglich, so viel Separation wie nötig». Bei der Beurteilung der aktuellen Situation in der Sonderpädagogik ist bei den Lehrpersonen allerdings eine grosse Unzufriedenheit vorhanden. Es braucht unbedingt Anpassungen, um die Situation zu verbessern und Lehrpersonen, Klassen und Schulen resp. das gesamte System nicht zu überfordern. Der KLV St. Gallen ist überzeugt, dass zusätzliche Ressourcen in der Sonderpädagogik einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der aktuell unbefriedigenden Situation leisten können.
Befragungszeitraum: 28.10.-11.11.2024
Eingeladen: 5'794 Mitglieder
Teilnehmende: 1803 Personen; abgeschlossene Umfrage: 1665 (≙ 29%)
Fazit des KLV St. Gallen
Rund 30% der Mitglieder des KLV St. Gallen haben an der Konsultativ-Umfrage zur Revision des Volksschulgesetzes teilgenommen. Alle drei Zyklen sind ähnlich stark vertreten. Deshalb erachtet der KLV-Vorstand die Resultate als repräsentativ für die Mitglieder des KLV St. Gallen.
Positionen zum Zyklus 1
- Am Einschulungszeitpunkt (Alter 4 Jahre; Stichtag 31. Juli) soll festgehalten werden.
- Eine flexible Durchlaufzeit von drei bis fünf Jahren für den Zyklus 1 wird unterstützt.
- Schulen sollen zukünftig die Möglichkeit erhalten, den Zyklus 1 als Basisstufe (1.-2. Kiga plus 1.-2. Schuljahr) zu gestalten.
Diese Positionen werden alle von der Mehrheit der Umfrage-Teilnehmenden sowie von der deutlichen Mehrheit der Lehrpersonen aus dem Zyklus 1 befürwortet.
Positionen zum Zyklus 3
- Sek und Real dürfen nicht abgeschafft werden, d.h. ein kompletter Systemwechsel ist im Moment nicht sinnvoll und würde von den Lehrpersonen mehrheitlich nicht mitgetragen. Zudem wäre dies ein sehr aufwändiger Veränderungsprozess für den gesamten Zyklus 3.
- Es soll eine Flexibilisierung stattfinden, so dass die Schulträger zwischen den bisherigen Modellen (Sek und Real ohne Niveaugruppen, Sek und Real mit Niveaugruppen) und erweiterten Modellen wie Sek und Real mit mehr Niveaugruppen (ohne Begrenzung der Anzahl Niveaugruppen resp. Fächer) sowie Stammklassen (ohne Sek und Real) mit Niveaugruppen wählen können.
- Veränderungsprozesse in flexiblere und durchlässigere Modelle müssen für die Situation vor Ort stimmig sein sowie sorgfältig und gemeinsam mit dem Team der jeweiligen Schule entwickelt werden.
Zwar ist eine Mehrheit der Umfrage-Teilnehmenden der Meinung, die Durchlässigkeit im aktuellen System zwischen Sek und Real sei nicht gewährleistet. Die Teilnehmenden aus dem Zyklus 3 sind mehrheitlich aber anderer Meinung. Während gut 60% aller Umfrage-Teilnehmenden die Führung von Sek und Real mit je homogenen Klassen und ohne Niveaugruppen ablehnen, sind die Teilnehmenden aus dem Zyklus 3 in etwa je zur Hälfte für oder gegen ein solches Oberstufen-Modell. Es ist anzumerken, dass bei den Umfrage-Teilnehmenden nicht abgefragt wurde, welche Lehrpersonen des Zyklus 3 Erfahrungen haben mit Niveaugruppen auf der Oberstufe. Das wäre in Zusammenhang mit der obigen Beurteilung eine spannende Zusatzinfo.
Knapp die Hälfte der Umfrage-Teilnehmenden würde mehr Spielraum auf Sek und Real bei der Anwendung von Niveaugruppen begrüssen. Mehr als die Hälfte der Lehrpersonen aus dem Zyklus 3 ist allerdings gegen diese Erweiterung von Niveaugruppen. Die Mehrheit aller Umfrage-Teilnehmenden würde auch die Auflösung von Real/Sek zugunsten von Stammklassen mit Niveaugruppen unterstützen. Fast eine Zweidrittel-Mehrheit der Lehrpersonen des Zyklus 3 sind aber gegen dieses Modell. Sowohl alle Umfrage-Teilnehmenden als auch die Lehrpersonen des Zyklus 3 sind grossmehrheitlich gegen die Auflösung von Sek/Real zugunsten eines Modells mit Stammklassen ohne Niveaugruppen (vgl. Primarschule).
Positionen zur Beurteilung
- Der KLV St. Gallen spricht sich dafür aus, dass das Zeugnis für den Zyklus 1 zukünftig ohne Noten gestaltet wird.
- Der Aufwand für ein Zeugnis ohne Noten darf nicht zunehmen und die Inhalte sollten sich an kantonalen Vorgaben orientieren.
- Für den Zyklus 2 ist das Resultat nicht eindeutig. Der KLV St. Gallen erachtet es aber als wichtig, dass der Zyklus bzgl. Zeugnis integral gehandhabt wird, d.h. die Vorgaben für das Zeugnis sollten für die 3.-6. Klasse Gültigkeit haben.
- Für den Zyklus 3 sollte an der bisherigen Noten-Setzung im Zeugnis festgehalten werden. Dies gewährleistet einen guten Übergang in weiterführende Schulen resp. in die Berufsbildung.
Sowohl alle Umfrage-Teilnehmenden als auch die Lehrpersonen aus dem Zyklus 1 befürworten grossmehrheitlich ein Zeugnis ohne Noten für den gesamten Zyklus 1. Drei Viertel erachten es zudem als wichtig, dass der Aufwand für eine alternative Beurteilungsform im Zeugnis nicht zunimmt und dass kantonale Vorgaben für die alternative Beurteilungsform im Zeugnis vorgegeben werden.
Die Mehrheit aller Umfrage-Teilnehmenden ist dagegen, dass auch das Zeugnis im Zyklus 2 notenfrei wird. Bei den Lehrpersonen aus dem Zyklus 2 halten sich allerdings Befürwortende und Gegnerschaft eines notenfreien Zeugnisses die Waage.
Beim Zyklus 3 ist über alle Zyklen hinweg unbestritten, dass die Noten im Zeugnis erhalten bleiben sollen.
Positionen zur Sonderpädagogik
- Der KLV St. Gallen stellt sich hinter den Grundsatz «So viel Integration wie möglich, so viel Separation wie nötig».
- Bei der Beurteilung der aktuellen Situation in der Sonderpädagogik ist bei den Lehrpersonen eine grosse Unzufriedenheit vorhanden. Es braucht unbedingt Anpassungen, um die Situation zu verbessern und Lehrpersonen, Klassen und Schulen resp. das gesamte System nicht zu überfordern.
- Es sollten vor Ort genügend flexible und zeitnah einsetzbare sonderpädagogische Massnahmen verfügbar sein.
- Der KLV St. Gallen ist überzeugt, dass zusätzliche Ressourcen in der Sonderpädagogik einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der aktuell unbefriedigenden Situation leisten können. Dazu gehören Ressourcen für schnelle, individuelle Massnahmen, für die Klasse oder das gesamte Schulhaus, mehr und flexiblere Räumlichkeiten oder auch mehr Sonderschulplätze. Eine Verbesserung in der Integration ist auf keinen Fall kostenneutral zu erreichen.
Die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmenden unterstützt den Grundsatz «Integration vor Separation». Lediglich bei den Lehrpersonen aus dem Zyklus 3 kippt die Mehrheit hin zur Ablehnung dieses Grundsatzes. Eine deutliche Mehrheit der Umfrage-Teilnehmenden (> 70%) beurteilt die aktuelle Situation in der Sonderpädagogik als unbefriedigend oder eher unbefriedigend. Das ist ein deutliches Votum. Die deutliche Mehrheit ist in allen Zyklen der Meinung, dass die Möglichkeiten für flexible Unterstützung/Förderung vor Ort nicht genügen. Zusätzliche Ressourcen (für individuelles Handeln, im Schulhaus, im Schulzimmer, Infrastruktur, Sonderschulplätze) sind zwingend nötig und können in der Volksschule nicht kostenneutral eingeführt werden.