Lehrpersonenmangel

Der Lehrpersonenmangel ist nach wie vor ein grosses Thema, das von den Medien immer wieder aufgegriffen wird, wie zuletzt mit dem grossen Interview mit unserem Bildungschef. Fraglos steht die Volksschule vor grossen Herausforderungen und es sind jetzt die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen, damit die Volksschule langfristig keinen Schaden nimmt.

Der Lehrpersonenmangel wird, glaubt man den Prognosen, noch rund 10 Jahre andauern. Ob und in welchem Ausmass die Massnahmen, welche die Arbeitsgruppe des BLD zuhanden des Bildungsrats in die Diskussion eingebracht hat, den Mangel an ausgebildeten Lehrpersonen lindern wird, wird die Zukunft zeigen. Unabhängig davon gehen wir mit Herrn Regierungsrat Kölliker einig, dass das «System Schule» entlastet werden muss. Allerdings erwarten wir konkrete Massnahmen, welche effektiv zu einer Entlastung, insbesondere der Klassenlehrpersonen, führen. Es ist einfach gesagt, man wolle «die Schule gesamthaft» entlasten, wenn gleichzeitig der Aufwand seit Jahren insbesondere im Arbeitsfeld «Schülerin und Schüler» stetig grösser wird. Allein schon die vermehrte Integration und die stärker geforderte Individualisierung fordern immer mehr Gespräche mit Fachpersonen, Eltern und den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen. Die ganzheitliche Beurteilung benötigt unter dem Strich ebenfalls mehr Zeit, dazu kommt die Digitalisierung, die eher zu einem Mehraufwand führt – die Aufzählung liesse sich fortführen. Allein, die nötigen Zeitgefässe wurden nie angepasst. Kein Wunder, überlegt es sich manch eine Lehrperson, ob sie die Aufgabe der Klassenlehrerin oder des Klassenlehrers übernehmen soll. Die einzig mögliche Antwort darauf ist die vom KLV St. Gallen geforderte Umlagerung vom Arbeitsfeld Unterricht ins Arbeitsfeld Schülerin und Schüler im Umfang von einer Lektion für alle Lehrpersonen und von einer weiteren Lektion für alle Klassenlehrpersonen. Die Aussage, die Schule insgesamt zu entlasten, bleibt eine Floskel, solange nicht konkrete Massnahmen umgesetzt werden.

Die «Milchbüechlirechnung», wonach einfach alle Lehrpersonen ihr Pensum erhöhen müssten, und das Problem des Lehrpersonenmangels wäre behoben, greift nicht.  Viele Lehrpersonen haben ihr Pensum bereits erhöht, wenn z.B. eine Stelle nicht besetzt werden konnte. Die allermeisten Lehrpersonen mit einer Teilzeitanstellung haben zudem sehr gute Gründe wie etwa Kinderbetreuung, die sie daran hindern, mehr zu arbeiten.

Zuletzt noch ein Wort zur geforderten Verlängerung der Kündigungsfrist von drei auf vier Monate. Der KLV St. Gallen steht dieser Änderung kritisch bzw. ablehnend gegenüber, bedeutet es für die Lehrpersonen doch unter dem Strich eine Verschlechterung. Nicht alle Nachbarkantone haben eine Kündigungsfrist von vier Monaten, ausserdem wäre der Effekt auf den Lehrpersonenmangel vermutlich marginal. Sollte diese Änderung trotzdem kommen, dürfte die Kündigungsfrist für Lehrpersonen im Jobsharing, welche heute schon vier Monate beträgt, auf gar keinen Fall verlängert werden.

Kurz: Der KLV St. Gallen ist klar der Ansicht, dass es bezüglich Entlastung der Lehrpersonen, insbesondere der Klassenlehrpersonen, verbindliche Massnahmen braucht. Dafür werden wir uns stark machen und einsetzen!

Datum

05.06.2023