Medienmitteilung: Entlastungsmassnahmen für Lehrpersonen sind dringend!

Lehrpersonenmangel ist in aller Munde, erste Massnahmen dagegen sind eingeleitet. Vergessen werden aus Sicht des Kantonalen Lehrerinnen- und Lehrerverbands allerdings die Lehrpersonen, die täglich einen guten Job machen. Ihnen muss Sorge getragen werden mit Wertschätzung, zeitlicher Entlastung sowie dem vollen Teuerungsausgleich. Ansonsten werden weitere qualifizierte Lehrpersonen ihren Job aufgeben oder in andere Kantone abwandern.

Seit einigen Wochen wird viel über den aktuellen Lehrpersonenmangel diskutiert und geschrieben. Das Problem, das sich bereits seit Jahren entwickelt, ist endlich auch in der Politik und bei den Entscheidungstragenden angekommen. Im Kanton St. Gallen hat sich im letzten Herbst eine Arbeitsgruppe unter Führung des Bildungsrats gebildet, die Massnahmen gegen den Mangel an qualifizierten Lehrpersonen vorschlagen soll. In der Arbeitsgruppe ist der Kantonale Lehrerinnen- und Lehrerverband (KLV St. Gallen) mitbeteiligt.

Die Pflege des qualifizierten Personals geht vergessen

Rezepte gegen den Lehrpersonenmangel sind nicht so einfach. Erste Massnahmen wurden am Mittwoch von Regierungsrat Stefan Kölliker kommuniziert: höhere Löhne für Personen, die ohne Ausbildung unterrichten, neue Ausbildungen an der PHSG für Quereinsteigende sowie vereinfachte Stellvertretungen durch PH-Studierende. Mit keinem Wort wurden die aktiv tätigen, qualifizierten Lehrpersonen erwähnt, die sich täglich mit viel Fachwissen und Engagement für die Bildung unserer Kinder sowie eine gute Schule einsetzen. Mit dem stetigen Blick auf die offenen Stellen und die Suche nach Personal vergessen die Verantwortlichen, dass sie auch etwas für die qualifizierten Lehrpersonen in den Schulen tun können und müssen. Es ist letztlich einfacher, gute Leute zu halten, zu entwickeln und ihnen Sorge zu tragen, als gute Leute neu zu rekrutieren. Und diese qualifizierten Lehrpersonen sind es, die neben ihren gewohnten Aufgaben den Mangel an Personal im Betrieb mittragen sowie nicht ausgebildete Lehrpersonen im Alltag unterstützen. Die Kommunikation vom Bildungsdepartement und dem Verband St.Galler Volksschulträger, welche mit keinem Wort die Arbeit der Lehrpersonen wertschätzt, ist deshalb wie eine Ohrfeige für das Personal.

Zeitliche Entlastung macht den Job wieder attraktiver

Seit Jahren sind in der Schule neue Aufgaben dazugekommen wie die Umsetzung des neuen Lehrplans, die verstärkte Individualisierung im Unterricht, die Digitalisierung oder die intensivierte Zusammenarbeit mit Eltern. Das fordert die Lehrpersonen und insbesondere die Klassenlehrpersonen in ihrem Job viel stärker als vor einigen Jahren und führt vermehrt zu (Über-)Belastungen. Deshalb fordert der KLV St. Gallen unbedingt eine Entlastung der Klassenlehrpersonen. Arbeitszeit im Rahmen einer Lektion soll im Berufsauftrag der Klassenlehrpersonen vom Unterricht in den Bereich Schülerinnen und Schüler verlagert werden. Dort fällt mit Beratung und Begleitung von Schülerinnen und Schülern, Gesprächen, Fallführung oder Zusammenarbeit mit Eltern zunehmend Aufwand ausserhalb des Unterrichts an. Beim steten Willen qualitiativ gute Arbeit zu leisten, steigt damit die Belastung bei Lehrpersonen weiter an und gefährdet den Erhalt des qualifizierten Personals in der Klassenverantwortung. Nur zeitliche Entlastung kann Abhilfe schaffen!

Es braucht einen vollen Teuerungsausgleich

Die Löhne für Unterrichtende ohne Lehrdiplom, werden angehoben. Bei den qualifizierten Lehrpersonen tat sich in den letzten Jahren bezüglich Lohn praktisch nichts, obwohl der Lohn mit ein Faktor ist, der beim Stellenantritt oder -wechsel eine Rolle spielt. Für dieses Jahr versagte der Kantonsrat den Lehrpersonen den vollen Teuerungsausgleich und sprach lediglich 1.5% statt 2.8% Teuerungszulage. Dies obwohl die Rechnungen von Kanton und Gemeinden mehrheitlich positiv ausgefallen sind. Die Kaufkraft der Löhne des Lehrpersonals ist also gar gesunken. Der Kanton St. Gallen steht mit den umliegenden Kantonen in grosser Konkurrenz um Fachpersonal. Er kann es sich deshalb nicht leisten, gerade beim Lohn in ein weiteres Hintertreffen zu gelangen und qualifizierte Lehrpersonen an umliegende Kantone zu verlieren. Deshalb verlangt der KLV St. Gallen für das nächste Jahr den vollen Teuerungsausgleich für das Lehrpersonal.

Kontakt für Rückfragen: Patrick Keller, Präsident KLV SG, 079 384 11 43, patrick.kellernoSpam@klv-sg.noSpamch

 

zum Bericht vom TVO und FM1

Datum

06.04.2023