Die KLV Beratungsstelle steht allen Mitgliedern des KLV offen. Dabei unterscheiden wir zwischen rechtlicher und pädagogisch / persönlicher Beratung. Wir empfehlen bei Fragen oder Problemen eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit der Beratungsstelle des KLV.
Rechtliche Beratung
Bei rechtlichen Fragen oder Problemen unterstützt der KLV seine Mitglieder.
Für rechtliche Angelegenheiten ist die Geschäftsstelle des KLV zuständig.
KLV-Geschäftsstelle
Davidstrasse 46
9000 St. Gallen
T +41 79 905 26 59
info @klv-sg. ch
Der KLV ist in der Regel am Montag- und Mittwochnachmittag von 14:00 bis 17:00 Uhr telefonisch erreichbar. Am einfachsten und schnellsten ist eine Kontaktaufnahme per Mail.
Pädagogische und persönliche Beratung
Unser professionelles Team berät Sie in pädagogischen, persönlichen und anderen Anliegen rund um den Schulalltag.
Bei einem Erstgespräch geht es um eine erste Beratung und Triage. Es sollen Lösungsansätze gefunden und wenn nötig mögliche weitere Beratungsformen gefunden werden. Ebenso ist es denkbar, dass eine Weiterleitung an Drittpersonen (Supervision, Therapie, Rechtsberatung) stattfindet. Ein Erstgespräch im Umfang von ein bis eineinhalb Stunden ist für die Mitglieder des KLV kostenlos.
Falls sich aus dem Erstgespräch eine Praxisberatung (z.B. Beratung, Supervision, Teamentwicklung, Coaching, usw.) ergeben sollte, werden bis zu 10 Stunden durch den KLV mitfinanziert. Bei mehr als 10 Stunden gehen die Kosten ganz zulasten des Mitglieds. In speziellen Situationen kann für eine allfällige spezielle Finanzierung vorgängig mit dem KLV-Präsidium Kontakt aufgenommen werden.
Das Beratungsteam bietet auch die Begleitung zu schwierigen Gesprächen mit Vorgesetzten oder Behörden. Eine einmalige Begleitung an ein Gespräch ist für KLV Mitglieder kostenlos.
Sie können sich telefonisch oder per Mail an folgende Personen wenden:
Schmid Rita

Mediatorin SVFM / SDM
Supervisorin / Coach bso
Psychologische Beraterin
Primarlehrerin
071 350 03 84
beratung @rita-schmid. ch
www.rita-schmid.ch
Rita Schmid
Marktgasse 32
9500 Wil
Bodenmann Walter

Supervisor / Coach bso
psychologisch-pädagogischer Berater
Primarlehrer
071 / 220 71 04
info @walterbodenmann. ch
Walter Bodenmann
Wiesenstrasse 14
9000 St. Gallen
Pedro Oliveras

Psychosynthese Ausbildung
Schulberater Mittelschule Wattwil
Mittelschullehrer
079 / 600 77 18
pedro_oliveras @hotmail. com
Pedro Oliveras
Aubrigstrasse 25
8645 Rapperswil-Jona
Die Beratung hat das Wort - Rita Schmid (Februar 2023)
Ist Wandel nötig?
Liebe KollegInnen
“Wer könnte in dieser Welt leben, hoffen und sterben, wenn der Raum nicht mit Liebe gefüllt wäre?”
Diesem Satz bin ich in einer Retraite begegnet, und er hat mich zum Artikel geführt, den ich nun für den KLV schreibe zum Thema: Was beschäftigt Lehrpersonen, die zu mir in die Praxis kommen?
Burnout, Überforderung durch anstrengende Kinder und Eltern sind Themen aber auch überfordernde Erwartungen von Vorgesetzten, Eltern und Behörden, multiple Schwierigkeiten im Umgang mit verschiedenen Kulturen und deren Auswirkungen in der Schule. Beispiel: Plötzlich steht ein Kind im Schulzimmer, das absolut kein Deutsch kann. Oder: Wie weit ist Planung im Unterricht möglich? u.a.m.
Ich habe das 2022 neu erschienene Buch “Der Sokratische Eid” von Klaus Zierer vor mir, ein Handbuch für Lehr- und Erziehungspersonen.
Darin steht u.a. (S.6/7), dass die Lehrperson sich verpflichtet :
. nicht nur Wissen und Können zu vermitteln, sondern alle Bereiche der Persönlichkeit des Kindes in den Blick zu nehmen und zu fördern und
. jegliche Interessen und Forderungen an Schule und Unterricht, die nicht in erster Linie dem Wohl des Kindes entspringen, kritisch zu hinterfragen, gegebenenfalls auch öffentlich anzuklagen und zurückzuweisen.... und Vieles mehr.
Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen.
Wenn man allein die erwähnten zwei Punkte ernst nehmen will, verstehe ich, dass eine Lehrperson an ihre Grenzen stossen kann. Die Hintergründe vieler Kinder sind oft schwierig: Überforderte und ängstliche Eltern, Eltern und Kinder mit Kriegserfahrungen und möglichen Traumata, mangelndes Geld, Eltern, die sich nicht mitteilen können oder nicht so, dass es dienlich ist, Menschen und Behörden, die immer noch finden, dass der Lehrerberuf ein Schoggi-Job sei. Weshalb haben wir dann einen so grossen LehrerInnen-Mangel? Bestimmt, bei genügend Raum und Zeit gehört auch für mich dieser Beruf immer noch zu einem der sinnvollsten und schönsten.
Kürzlich diskutierte ein LehrerInnen-Team bei mir, ob 100% unterrichten überhaupt noch seriös umgesetzt werden kann.
Die Frage stellt sich: Wie kann ich bei all den Erwartungen eine gute Lehrperson sein? Wie kann ich selbst ein gutes Vorbild sein, so, dass das Kind sich gerne an die Zeit bei mir zurück erinnert? Wie kann ich dem Kind einen Weg eröffnen, dass es seinen Weg finden kann? Dass es seine Qualitäten, sein Potenzial entfalten kann? Bei so viel unterschiedlichen Kindern mit so viel unterschiedlichen Hintergründen? Oder: Wie können wir Kinder und Jugendliche Literatur, Mathematik, Musik, Natur entdecken lassen - und das mit Freude? Wenn zugleich jedes dieser Kinder andere Bedürfnisse hat? Eines ist sicher: Je mehr Kinder einer Lehrperson anvertraut werden, desto schwieriger wird das. Und je mehr die Lehrperson mit Adminitstration und nicht mit der eigentlichen Kernarbeit, nämlich der Zuwendung zum Kind und dem Interesse am Kind, beschäftigt wird, desto schwieriger wird es für jede Lehrperson sich einem “Sokratischen Eid” zu verpflichten. Als Supervisorin, die auch für Spital- und Pflegepersonal arbeitet, finde ich da eine Parallele: Viele Pflegepersonen stehen unter dem Dauer-Druck, ihren PatientInnen nicht die nötige Zuwendung geben zu können, die sie bräuchten. Ich kann nur von Lehrpersonen sprechen, die zu mir in die Praxis kommen. Auch da sehe ich Menschen, die sich überfordert fühlen, weil sie nicht das geben können, was sie möchten oder was man von ihnen erwartet.
Da stellt sich irgendwann die Frage: Wie gut ist die Selbst-Fürsorge der Lehrperson? Wie kann eine Lehrperson nicht nur gut zu den ihr anvertrauten Kindern schauen, sondern auch zu sich selbst? Wie erzielt sie genügend Standhaftigkeit gepaart mit notwendiger Nachsicht und Flexibilität? Und wie kann sie schliesslich bei all den grossen Anforderungen auch Güte und Liebe verbreiten? Und: Ist das alles überhaupt noch möglich?
Freiheit, Verbundenheit und Liebe sind kulturübergreifende Werte und Bürfnisse aller Menschen (ein Lehrerkollege fragte einmal seine Unterstufenkinder, was für sie Sinn im Leben gäbe - wichtig sei im Leben. Das meist genannte Wort war: Liebe).
Wo stehen Sie, wenn Sie sich fragen, wieviel Freiheit Sie für ein authentisches Umsetzen Ihrer Aufgaben haben oder wieviel Verbundenheit zu Ihren KollegenInnen für Sie spürbar ist - und Liebe? Oder ist das alles zu hoch?
Da stellt sich meines Erachtens dieselbe Frage, wie in der Wirtschaft und der Pflege: Wo ist Wandel angebracht oder gar nötig?
Ich bin überzeugt, wenn wir uns solchen Fragen offen und ehrlich stellen, werden wir auch fähig, den so eminent wichtigen LehrerInnenberuf wieder attraktiver zu machen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfüllung bei Ihrer Arbeit und danke Ihnen für all das Gute, das Sie leisten für unsere Zukunft.
Rita Schmid, Supervisorin/Mediatorin/Coach/Seminarleiterin
Die Beratung hat das Wort - Walter Bodenmann (Juni 2023)
Kulturgespräche und Fachkräftemangel
Nebst dem Fachkräftemangel beschäftigt in jüngster Zeit die Medien in unserem Kanton gerade die Schlagzeilen von hohen Fluktuationen in verschiedenen Schulhäusern. Zudem sei es schwierig, gute Schulleitungen zu finden. Ja, natürlich ist dies schwierig! Mit allem Respekt, im Kanton St.Gallen gibt es rund 270 Schulleiterinnen und Schulleiter. In den Medien werden nun ein paar wenige, die im Alltag mit massiven Konflikten konfrontiert werden, in den Fokus gerückt.
Die restlichen gut zweihundertsiebzig werden aussen vorgelassen. Ja natürlich sind gute Führungspersonen gesucht. Nicht nur in der Schule. Doch es arbeiten viele sehr gute Schulleiterinnen und Schulleiter in unseren Schulen. Sie sind jetzt gerade tätig und stellen sich auch heute wieder den vielfältigen alltäglichen Herausforderungen.
Es liegt mir fern, hier zu verurteilen. Doch in meiner Arbeit bin ich immer wieder mit Situationen und Personen konfrontiert, wo schnell Schuldzuweisungen stattfinden und das eigene Handeln, Tun und vor allem die eigene Haltung und Kommunikation nicht oder zu wenig hinterfragt werden. Ja natürlich sind wir alle nicht perfekt und es passieren Unzulänglichkeiten, Fehler und dadurch leider auch Verletzungen. Dies auf beiden Seiten. Gerade im Umfeld der Schule, wo mit und für Menschen gearbeitet wird, ist dies nicht zu vermeiden. Unterschiedlichkeiten in Werten, Normen und Vorstellungen können zu Konflikten führen. Ebenso sind die verschiedenen Erwartungen und Bedürfnisse eine Herausforderung, die einen permanenten Dialog fordern. Dies auf der Ebene der Kinder, der Eltern, mit den Kolleginnen und Kollegen, sowie mit der Leitung.
Wenn wir uns diesen Themen, Unterschiedlichkeiten und gegenseitigen Vorstellungen stellen, dann erst ist es möglich, Eskalationen zu vermeiden und die Zusammenarbeit immer wieder zu justieren und anzugehen. Im Rahmen der Einführung des LP 21 der Volksschule wurde in allen Schulen eine Standortbestimmung eingefordert. Dies nicht nur deshalb, weil dies eine Ausgangslage ist, um die nächsten Schritte in einer Entwicklung einzuleiten. Eine implizite Absicht war, dass alle Beteiligten einer Schule realisieren können, wie hilfreich es sein kann, wenn ein Dialog im Team und eben auch über unsere Arbeit stattfindet. Damit wird eine Reflexion eingefordert und ermöglicht. Über unsere Zusammenarbeit, unseren Stand in der Arbeit, unsere Ziele und Absichten. Schlussendlich über die Kultur in unserer Schule. Mit der Schulleitung, mit dem Team und wer weiss, vielleicht auch mit dem Schulrat, den Behörden.
An dieser Kultur des Dialoges muss meiner Ansicht und Erfahrung nach permanent gearbeitet werden. Es genügt nicht, sich einmal damit auseinanderzusetzen und zu meinen, damit wäre es dann für die nächsten Jahre getan. Genauso wie Klassengespräche, Absprachen und Themen der Zusammenarbeit in einem Teamteaching, in Stufen usw. in regelmässigen Abständen dazugehören, ist es notwendig, diese Kultur im ganzen Schulhaus anzuschauen und eventuell anzupassen. Dazu braucht es die Bereitschaft aller. Hilfreich dabei ist, dass solche Kulturgespräche fix im Jahresplan verankert sind. Auf der Ebene der Einzelpersonen, von Gruppen, Tandems und Teams. Die Reflexion der eigenen Rolle und Aufgabe gehört meines Erachtens genauso zum Bildungsauftrag, wie die Auseinandersetzung mit dem Lehrauftrag. Viele soziale Institutionen haben dies längst erkannt und Supervision, Standortgespräche und Praxisreflexion sind fixer Bestandteil des Auftrages. Die Schule tut sich damit aus meiner Optik immer noch schwer. Erst wenn die Eskalation so weit fortgeschritten ist, dass es offene Konflikte gibt, wird die Dringlichkeit erkannt. Leider oft zu spät. So, dass diese dann in der Öffentlichkeit ausgetragen werden.
Ich plädiere für den Austausch für eine Kultur des Dialoges, der Platz hat für die Themen, die auch Unterschiedlichkeiten der Meinungen und Haltungen zulässt. Gefässe, die die Zusammenarbeit auch in den verschiedenen Hierarchien zum Thema machen und so mögliche Konflikte angehen und Themen aufnehmen. Aus und in allen Stufen und Gruppierungen. Erwartungen und Befürchtungen müssen offen und transparent geklärt werden, damit diese nicht im Geheimen wirken und dann unkontrolliert ausbrechen. Diese Kulturgespräche brauchen Zeit, Geduld und den Willen, diese umzusetzen. Sie sind kein Garant für ein glückliches und konstruktives Miteinander. Doch es hilft. Es hilft.
Und dies wird schon in vielen Schulen unseres Kantons mit rund 130 Schulträgern umgesetzt und ich freue mich darüber.
Herzlich Walter Bodenmann